„Die Mauer war schon in Ordnung!” Karin Mählig aus Schwedt an der Oder sitzt in ihrem Lieblingssessel und redet sich ihren Frust über das in den Medien üblicherweise dargebotene DDR-Bild von der Seele: „Wir waren souverän, wir waren ein anerkannter Staat in der Welt. Wir waren kein Unrechtsstaat, wie es im Nachhinein erst kam, das ist ein neues Wort.” So wie Karin Mählig aus Schwedt denken viele. In Gotha betreiben Ottokahr Luhn und Klaus Buschendorf die Internetseite „Artikel-Eins.com”. Unter Berufung auf den Grundgesetzartikel Eins und in Anlehnung an die Parole „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch” fordern sie dort alle Hartz IV-Empfänger und Niedriglöhner dazu auf, sich zu vereinigen. Ihre Meinung über die Bundesrepublik lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Jeder Staat müsse sich daran messen lassen, wie er mit seinen Schwächsten umgeht, argumentieren sie.
Es ist eine in sich stimmige und geschlossene Gedankenwelt, die der Autor und Regisseur Jan N. Lorenzen in seinem Dokumentarfilm „Meine Heimat: DDR!” abzubilden versucht: Auf der Suche nach Menschen, die sich über 20 Jahre nach dem Ende der DDR die Mauer zurückwünschen, ist er durch den Osten Deutschlands gereist. Konzipiert als eine Reise in die Gedankenwelt der politischen Ostalgie, hat der Autor dabei soziale Verwerfungen und Milieus vorgefunden, deren Existenz zuzugeben, wir uns bisher nicht getraut haben.
Entstanden ist ein Film, der nicht nur die absurde Logik der DDR-Nostalgiker offenlegt, sondern zugleich deutlich macht, wie sehr die ungelösten sozialen Probleme in der Gegenwart dazu beitragen, die DDR am Leben zu erhalten.
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