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Mandat zur Auflösung – Die 200 Tage der letzten Volkskammer

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Es ist das letzte und einzig frei gewählte Parlament der DDR: Die 10. Volkskammer, gewählt am 18. März 1990. Die SACHSENSPIEGEL REPORTAGE erzählt von den Besonderheiten dieser Volksvertretung. Die Kamera begleitet die Zeitzeugen noch einmal nach Berlin. Sie erinnern sich an skurrile Situationen, dramatische Augenblicke und humorvolle Episoden.

Die 10. Volkskammer der DDR, hervorgegangen aus den Wahlen vom 18. März 1990, ist ein besonderes Parlament: diskussionsfreudig, unkonventionell, fleißig. Rund 200 Gesetze verabschieden die Volksvertreter. Das letzte und einzig frei gewählte Parlament der DDR steht unter enormem Zeitdruck. Der Verfall der Wirtschaft, der Wegzug vieler Menschen, die soziale Unzufriedenheit der Dagebliebenen, der Druck aus dem Westen - dies alles fordert rasches Handeln. Politisch unerfahren, aber hoch motiviert beginnen die Abgeordneten, von der Hausfrau bis zum Professor, ihre Arbeit - für 3.600 Ostmark monatlich.

Im 1976 eröffneten "Palast der Republik" in Berlin tagte die Volkskammer der DDR. Johannes Nitsch, der Ingenieur aus dem VEB Energiebau Dresden, gehörte dieser Volkskammer an, die zwischen DDR- Verfassung und Grundgesetz agierte. Als Arbeitsgruppenleiter Wirtschaft handelte Nitsch den Stromvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik aus, gestaltete das Treuhandgesetz mit. Sein Büro war anfangs der Kofferraum seines Wartburgs, denn die alten Kader ließen sich viel Zeit beim Auszug aus ihren Arbeitszimmern im "Palast der Republik". Die neuen Volksvertreter mussten sehen, wo sie wie zu Rande kamen. Seine Reden schrieb Nitsch anfangs handschriftlich im Auto, denn auch Sekretärinnen waren Mangelware. Und das Telefonieren war grundsätzlich eine Frage der Geduld und des Geschicks.

Als "Laienspieler" von Westpolitikern belächelt, arbeiten die Abgeordneten wöchentlich Unmengen Kilogramm Papier auf: Gesetzesvorlagen, Redeanträge, Arbeitsgruppentexte. Fraktionssitzungen dauern bis zu zehn Stunden. Alles mit dem einen Ziel: Zügig und geordnet der Bundesrepublik Deutschland beizutreten. Und damit sich selbst abzuschaffen. Ein bis jetzt einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte.

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