Am 9. Februar 2014 stimmten die Schweizer zur allgemeinen Überraschung mehrheitlich für die Initiative "gegen Masseneinwanderung" der Schweizerischen Volkspartei (SVP). Die darin geforderte Verfassungsänderung soll die Zahl der Zuwanderer begrenzen und beschränkt damit ab 2017 auch das Kontingent der Arbeitnehmer aus der EU - einschließlich der Grenzgänger aus Frankreich, die auf dem Weg zur Arbeit tagtäglich den Genfer See überqueren. Die Dokumentation gibt Einblick in den Alltag der "Boatpeople vom Genfer See".
In den letzten Jahren ist die Zahl der französischen Grenzarbeitnehmer in der Schweiz stetig gewachsen: Heute sind es 150.000. Früher handelte es sich hauptsächlich um Grenzgänger aus der Großregion Genfer See, heute kommen sie zum Teil aus entfernten Regionen wie der Normandie und der Bretagne oder aus Südfrankreich. Hohe Vergütungen und eine hervorragende Beschäftigungslage machen das Alpenland zu einem wahren Eldorado für französische Arbeitnehmer - doch seit dem 9. Februar fühlen sie sich nicht mehr wirklich willkommen.
"Die Boatpeople vom Genfer See" gibt Einblick in den Alltag der Grenzgänger, die täglich mit dem Schiff von Evian auf der französischen Seite des Genfer Sees nach Lausanne am Schweizer Ufer übersetzen. Sie sind Arbeiter und Angestellte, Hotelbedienstete oder Verkäuferinnen. Manche sind tagsüber tätig, andere in Nachtschicht, wie Lucien, der als OP-Assistent im Lausanner Universitätsspital arbeitet. Die Fahrt über den Genfer See dient diesen Beschäftigten als eine Art Übergangsritual zum Stressabbau und gibt ihnen Gelegenheit zum Gedankenaustausch.
Wie sieht der Arbeitsalltag der "modernen Nomaden" aus? Welche sozialen Folgen hat die tägliche Grenzüberquerung für sie? Wie werden sie in der Schweiz wahrgenommen, und wie in Frankreich, wo ihre Villen nicht selten den Neid der Nachbarn erregen? Sind die Grenzarbeitnehmer die Wurzel allen Übels? Fest steht jedenfalls, dass die "Boatpeople vom Genfer See" auch in Zukunft keinen leichten Stand haben werden.
Der Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Marcel Schüpbach drehte bereits mehrere Spielfilme und Dokumentationen für das Kino sowie über 40 Fernsehreportagen in der Schweiz und im Ausland. Er war zeitweise Produzent des Magazins "Temps Présent" für den Radio- und Fernsehsender RTS in Genf und ist heute wieder als freier Filmemacher tätig. Seine beiden jüngsten Dokumentationen, "B wie Béjart" und "Carlas Liste", wurden international ausgestrahlt. Marc Wolfensberger ist Journalist, Regisseur und unabhängiger Produzent. Seine Filme behandeln unterschiedlichste Themen, haben jedoch stets zwei Aspekte gemein: Sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und hinterfragen Klischees. Sein jüngstes Projekt, "Alzheimer à visage humain" (2014), gibt über einen Zeitraum von neun Monaten Einblick in zwei Spezialkliniken für Alzheimerkranke.
The post Die Boatpeople vom Genfer See appeared first on Doku Stream.