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Mode – Leichtes Spiel oder striktes System?

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Wer glaubt, er nimmt morgens einfach irgendetwas aus dem Kleiderschrank und zieht es an, täuscht sich. Welche Kleider wir kaufen und welche wir tragen, beruht auf einer strikten Kleiderordnung. Was wir tragen, hängt weniger von unserem individuellen Geschmack, als vielmehr davon ab, welchem Geschlecht, welchem sozialen Status und welcher Kultur wir angehören. Während Frauen in westlichen Industrienationen oft mit ihrer Kleidung ihren Körper betonen - durch Farbe, Schnitt und Muster -, verhüllen Männer ihren Körper mit Anzügen und kastenartigen T-Shirts, die fast wie eine Rüstung aussehen. Das war nicht immer so: In Zeiten der Aristokratie war es üblich, dass beide Geschlechter sich herausputzten und ihren Körper zeigten. Erst seit der Französischen Revolution von 1789 galt Prunk als verschwenderisch. Der Mann verschwindet seitdem in gedeckten Farben und kastenartigen Schnitten. Das Motto "Alle Menschen werden Brüder" galt allerdings nur für die Männer. Frauenkleidung blieb aristokratisch, geschmückt, farbenfroh und opulent. Das kann man als Bürde und Lust begreifen.

In der Frauenmode sind Klassengegensätze heute weniger sichtbar: von einer Frau in Sommerkleid ist nicht auf den ersten Blick zu sagen, ob sie in einem Kindergarten oder einer Bank arbeitet. In der Männermode hingegen besteht der Klassengegensatz fort: Während ein Lehrer oder Handwerker auch mal in kurzen Hosen und Karohemd in die Arbeit gehen kann, ist das für einen Banker oder Versicherungsmakler undenkbar. Der Gegensatz zwischen Arbeiter und Geschäftsmann, im Amerikanischen "Blue Collar" und "White Collar" genannt, ist also immer noch sichtbar.

Unsere Mode ist ohne den Einfluss anderer Kulturen nicht denkbar. Wir tragen Kreolenohrringe, Seidenstoffe, Sandalen, Pluderhosen. Doch der Westen hat ein ambivalentes Verhältnis zur Mode anderer Kulturen, vor allem der des Orients. Während orientalische Farben und Stoffe einerseits lockten und sich Adelige wie Madame de Pompadour als Sultanin oder wie Maria Theresia als türkische Haremsdame kleideten, galten sie gleichzeitig auch als verpönt. Vor allem für den westlichen Mann. Denn der orientalische Mann galt als übertrieben gekleidet, unrational, von seinen Emotionen getrieben. Davon sollte sich der westliche Mann abgrenzen. Im nüchternen Stil mit gedeckten Farben inszeniert er sich deshalb modisch bis heute als rationales Subjekt, als bürgerlich, demokratisch. Zuviel Farbe, Schmuck und zur Schau gestellter Körper sind tabu.

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