Das scheinbar unbestechlichste aller Sinnesorgane, das Auge, täuscht uns von Zeit zu Zeit. Es hat lange Zeit des Forschens gebraucht, bis man wenigstens einige der Täuschungen verstanden hatte. Dabei stelle sich heraus, dass es weitaus schwieriger als gedacht war zu klären, warum wir etwas sehen, das in Wahrheit entweder nicht existiert oder ganz anders aussieht. Die Sendung wird einige dieser immer wieder verblüffenden Beispiele zeigen.
Unsere Sinne mögen viel können. Aber sie können uns auch täuschen. Deshalb sind sie unzuverlässig. Man kann den Sinnen eben sowenig wie den Augen trauen. Für die Erarbeitung absolut sicherer Erkenntnis scheiden sie daher aus. Denker und Wissenschaftler wie René Descartes hatten daraus den Gedanken abgeleitet, dass allein das Denken, allein die Vernunft, zu sicherer Erkenntnis befähige. Denn die Vernunft selbst sei körperlos und nicht den Täuschungen der Sinne unterworfen. Heute wissen wir, dass auch diese Vorstellung zwar naheliegend, aber falsch ist.
Permanente Farbtäuschung
Denn insofern das Gehirn das Organ des Denkens ist, hat auch das Denken eine körperlich-evolutionsbiologische Komponente. Mehr noch: gerade das Gehirn selbst ist die Ursache vieler (und nicht nur optischer) Täuschungen. Was wir sehen, bestimmen eben nicht nur unsere Augen als objektive Kameras, sondern wir, d.h. unser Gehirn und Bewusstsein. Hinzu kommt, dass Licht, also Photonen, selbst keine Farbe haben. Wenn wir Farben sehen, ist dies eine Leistung des Gehirns, das aus den Lichtbündeln so etwas wie Farben herstellt.
Wenn heute der Denkweg von Descartes, sich auf ein reines, körperloses Denken zu beziehen, nicht mehr gangbar ist, scheint eine Folgerung unabweisbar zu sein: Unsere Wahrnehmung der Welt ist und bleibt schlicht und einfach etwas anderes als die Welt selbst. Einfacher formuliert: Wir täuschen uns permanent darüber, wie die Welt wirklich ist. Ist die Welt also eine Konstruktion des Gehirns? So einfach ist es auch nicht. Aber es ist genau diese Frage, die im Zentrum der Sendung steht.
Die Welt als Konstruktion
Die Neurowissenschaftler verstehen das Gehirn als ein Organ, ein komplexes, dynamisches System, das das Wirrwarr der Eindrücke zu einem Ganzen verbindet. Das bedeutet aber auch, dass das Gehirn zuweilen Zusammenhänge und Verbindungen konstruiert, wo es keine gibt. Auf diese Weise entstehen Täuschungen. Den Umstand, dass das Gehirn pausenlos deutet und nach Mustern und Sinn sucht, machen sich Zauberer ebenso zunutze wie Politiker, religiöse Führer, Dichter oder die Medien: sie alle spielen mit dem Gehirn auf ihre Weise.
Tatsache ist, dass wir nicht nur mit Hilfe unserer Gehirne Dinge herstellen, mit denen wir dann umgehen müssen. Tatsache ist vor allem auch, dass unsere Gehirne gerade durch unsere Zusammenarbeit etwa in den Medien Tatsachen schaffen, die auf uns (und unsere Gehirne) zurückwirken. Ist es also doch die Welt, die – anders als der Konstruktivismus behauptet – unser Gehirn bestimmt?
Mich beschäftigen diese Fragen seit langem – und die Sendung versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Täuschungen über die Welt mit der Welt selbst und mit unserem konstruktiven Vermögen zusammenspielen, das aus der Mannigfaltigkeit der Eindrücke die Einheit des Ichs und der Welt konstruiert.
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