Jahrelang hatte er davon geträumt, auf den Boden des Marianengrabens zu tauchen, zum tiefsten Punkt der Erde . Eigens dafür entwarf der Entdecker und Filmemacher James Cameron das futuristische Unterwasserfahrzeug „DeepSea Challenger“. Sieben Jahre dauerten Planung, Konstruktion und Erprobung. Schließlich war nur noch eine Frage offen: Würde das Fahrzeug dem gewaltigen Druck in 11000 Metern Tiefe standhalten? Cameron hatte nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Er musste hinab.
Es ist die Stunde vor der Morgendämmerung, das Meer ist pechschwarz. Mein Tauchboot „DeepSea Challenger“ hebt und senkt sich mit den Pazifikwellen, die über mich hinwegrollen. Wir sind alle seit Mitternacht auf den Beinen. Nach ein paar Stunden unruhigen Schlafs hatten wir begonnen, alles für den Tauchgang vorzubereiten und zu überprüfen. Die ganze Mannschaft steht unter Adrenalin. So schlecht war das Wetter bei früheren Testfahrten auf dieser Expedition noch nie. Über meine Außenkameras sehe ich zwei Taucher vor meinem winzigen Cockpit. Sie werden wie Korken herumgeschleudert, während sie sich bemühen, das Tauchboot für den Abstieg zu präparieren.
Mein Steuerstand ist eine Stahlkugel mit 109 Zentimetern Durchmesser. Ich sitze darin wie ein Walnusskern in der Schale: Die Knie angezogen, mein Kopf durch die Rundung der Außenwand abwärts gedrückt. In dieser Position muss ich die nächsten acht Stunden verharren. Meine nackten Füße ruhen auf der 180 Kilo schweren Luke, die von außen verriegelt wurde. Ich bin beinahe bis zur Bewegungslosigkeit eingekeilt. Die Leute fragen mich oft, ob ich in dem Tauchboot keine klaustrophobischen Anfälle bekomme. Doch ich fühle mich bequem eingekuschelt. Vier Monitore füllen mein Gesichtsfeld aus. Drei zeigen Bilder der Außenkameras, der vierte ist ein Touchscreen, über den ich die Instrumente bediene.
Das neongrün gestrichene Tauchboot hängt senkrecht in den Wellen wie ein Torpedo, der zum Erdmittelpunkt zielt. Ich drehe die 3D Kamera am Ende ihres 1,80 Meter langen Auslegers so, dass sie an der Außenseite der „DeepSea Challenger“ aufwärtsschaut. Die Taucher nehmen ihre Positionen ein, um den luftgefüllten Sack zu lösen, der das Fahrzeug noch an der Oberfläche hält.
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