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Auf der Suche nach den verlorenen Soldaten – 100 Jahre Erster Weltkrieg

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100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs spürt die Dokumentation dem Schicksal junger Menschen nach, die zwischen 1914 bis 1918 das Grauen der Schlachtfelder erleben und von denen viele nicht zurückkehren. Ausgangspunkt sind bewegende Funde auf einem Schlachtfeld im Elsass und die Entdeckung einer außergewöhnlichen Sammlung von Unterlagen über ein rheinisch-westfälisches Regiment, darunter Hunderte von Glasplattenfotos.

“Wussten Sie eigentlich, dass wir hunderte Glasplatten-Fotos zum Infanterie-Regiment 56 im Ersten Weltkrieg haben?” Die beiläufige Frage des Weseler Archivleiters machte mich Anfang 2013 hellhörig. Nein, diesen Bestand kannte ich nicht, obwohl ich als lokalgeschichtlich interessierter Historiker und gebürtiger Weseler schon oft Kontakt zum heimatlichen Stadtarchiv gehabt hatte. “Die haben wir jetzt erst einmal sortiert und gescannt. Schauen Sie sich das mal an!” Und dann sah ich sie: Die Motive vom Kriegseinsatz eines einzelnen Regiments, das bis 1914 in der preußischen Garnisonsstadt Wesel am Niederrhein stationiert war. Zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns wäre so etwas interessant für einen Bildband, dachte ich zunächst. Als Dokumentarfilmer war ich skeptisch, schließlich sind für das Fernsehen bewegte Bilder das Maß aller Dinge. Doch bei der Führung durch den Archivkeller der Weseler Zitadelle zogen die Mitarbeiter einen Pappkarton nach dem anderen aus den Regalen.

Offizielle Papiere, persönliche Berichte zum Kriegseinsatz des Regiments, konkrete Namen der Handelnden – besonders bewegend auch ein Album mit hunderten Porträts der gefallenen Regimentsangehörigen. Der Blick in die Gesichter, die Namen, die Geschichten, dazu die Glasplattenfotos, die den Kriegsalltag zeigen – da kam plötzlich einiges zusammen. Die Fäden, die hier lose lagen, könnte man in einem Film zusammenknüpfen, dachte ich. Den Ausschlag gab dann unsere Recherche im benachbarten Stadtarchiv Kleve – auch dort war bis 1914 ein Bataillon des Regiments 56 stationiert. In Kleve wurde der Fotoapparat eines Sanitätsunteroffiziers des IR 56 aus den Archivkellern zu Tage befördert, dazu über 200 seiner Fotos der Jahre 1914 bis 1916 sowie sein Diensttagebuch. Solche Archivalien filmisch zum Leben zu erwecken, zum Sprechen zu bringen – das schien als Konzept für eine ZDF-Dokumentation zum Ersten Weltkrieg gar nicht mehr so abwegig. Was in Kleve und vor allem in Wesel lag, bot die Möglichkeit, den Weg eines Regiments über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs bis zur Kapitulation nachzuzeichnen. Damals gehörten die Städte Wesel und Kleve noch zu Preußen. Militär-Unterlagen sind üblicherweise nicht in kommunalen Archiven zu finden, sie wurden dem Stadtarchiv in den 50er Jahren vom “Veteranenverein der 56er” übergeben.

Ein Glücksfall, denn die vom Militärarchiv in Potsdam gesammelten Unterlagen über preußische Einheiten zwischen 1914 und 1918 waren 1945 nach einem Luftangriff verbrannt. Dieser Verlust war immens, denn die preußischen Regimenter stellten das Gros der kaiserlichen Armee. Das Weseler Regiment Nr. 56 war nur eines von über 200 aktiven Regimentern zu Kriegsbeginn. Es war nichts Besonderes, aber gerade das machte es typisch. Seine Soldaten kamen aus dem Ruhrgebiet, vom Niederrhein, aus Westfalen – beim Ausrücken waren es über 3.000 Mann. Sie erlebten und erlitten die Schlachten des Ersten Weltkriegs als Schicksalsgemeinschaft. Ihre Geschichte ist exemplarisch; sie spiegelt im Kleinen die “große” Geschichte der Jahre 1914 bis 1918. Am letzten Kampftag, dem 4. November hatte das “Regiment” noch eine Kampfstärke von 2 Offizieren und 26 Mann. Der bislang wenig beachtete Archivbestand wurde von meiner Ko-Autorin Annette von der Heyde und mir systematisch ausgewertet, die losen Fäden konnten zu einer Erzählung verwoben werden. Sie folgt einer überschaubaren Gruppe von Männern durch die Jahre 1914 bis 1918, sie nennt Namen, zeigt Gesichter, rekonstruiert Lebensspuren. Und bringt uns die vermeintlich so ferne Geschichte des Ersten Weltkriegs ganz nahe.

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