Leben im Abseits: Australien, der fünfte Kontinent, ist wie kein anderer geprägt von der Isolation. Fernab von anderen Landmassen, unter weltweit singulären geologischen Bedingungen, konnten sich hier über Millionen von Jahren Lebensformen entwickeln, die es nirgendwo sonst mehr gibt.
Wahre Wunderdinge erzählte man sich von diesem Land: Schon der Grieche Ptolemäus hatte in der Antike eine im Süden liegende Landmasse vorausgesagt, die die gesamte Südhalbkugel umspannen und damit die Erde im Gleichgewicht halten sollte: terra australis incognita. Zwar suchten die Seefahrer, die ab dem 16. Jahrhundert den südlichen Pazifik erkundeten, vergeblich nach dem legendären Südkontinent. Dafür betraten sie am Ende der Welt ein Reich, das ihnen nicht minder fabelhaft vorkam.
Besondere Tierwelt
Vor rund 100 Millionen Jahren löste sich Australien vom Urkontinent Gondwana und ist seither durch die Ozeane von den anderen Kontinenten getrennt. In der Abgeschiedenheit konnten sich Tiere entwickeln, die weltweit ihresgleichen suchen. Den ersten Berichten aus der Ferne über “hüpfende Hirsche ohne Geweih” konnten die Menschen in Europa kaum Glauben schenken. Das Präparat eines Schnabeltieres, eines Eier legenden Säugetieres, hielten sie für einen schlechten Scherz und suchten nach Nähten im Fell, denn das Tier sah aus wie eine Fälschung aus Ente, Maulwurf, Otter, Biber und mehr…
Die isolierte Außenseiterlage ließ Australien zu einer sicheren Arche für das Schnabeltier und viele andere Tiergruppen werden, zum Beispiel Reptilien und Beuteltiere. Weil in Australien die Konkurrenz anderer Säugetiere fehlte, konnten die Beuteltiere den gesamten Kontinent erobern. Im Kampf gegen Neuankömmlinge sind die Tiere Australiens dennoch oft unterlegen: Sie sind derart spezialisiert, dass sie sich gegen Konkurrenten nicht behaupten können. In den vergangenen 200 Jahren sind allein 17 Beuteltierarten ausgestorben.
Besondere Geschichte
Die Ausrottung der Riesenbeuteltiere begann wahrscheinlich schon mit der Ankunft des Menschen. Uralte Felsmalereien lassen vermuten, dass die Vorfahren der Aborigines schon vor mehr als 50.000 Jahren Australien besiedelte – noch bevor die ersten Menschen aus Afrika Europa erreichten. Die Neuankömmlinge fanden ein in weiten Teilen trockenes und unfruchtbares Land vor, das sich kaum kultivieren ließ. Für die Domestizierung kamen heimische Tiere wie die freiheitsliebenden Kängurus nicht in Betracht. So lernten die Aborigines im Lauf der Zeit, die Nahrungsquellen zu nutzen, die die Natur für sie bereithielt. Sie blieben bis zur Ankunft der Europäer weitgehend Jäger und Sammler. mehr…
Dass die australischen Böden so unfruchtbar sind, ist eine Folge der Außenseiterlage des Kontinents. Australien erhebt sich mitten auf einer Kontinentalplatte aus den Ozeanen. Geologisch gesehen liegt es damit in einer Ruhezone, denn Unruhen durch Erdbeben und Vulkanausbrüche gibt es vorwiegend an den Plattengrenzen. Die Böden haben sich teilweise schon seit Milliarden Jahren nicht verändert, und Mineralien wurden im Laufe der Zeit ausgewaschen.
Besondere Geologie
Die extreme Ruhelage des Kontinents hat auch einen Vorteil. Der australische Boden ist an manchen Stellen seit Anbeginn der Erde unverändert. Schätze aus der Vergangenheit konnten so bis heute bewahrt werden. In Australien finden sich daher Lagerstätten von Eisen, Gold und vielen anderen wertvollen Rohstoffen, die sich einst gebildet haben und bis heute von tektonischen Prozessen unbeschadet in relativ leicht zugänglichen Lagerstätten vorliegen. Pro Jahr werden heute mehr als 400 Millionen Tonnen Eisenerz gefördert – so viel wie sonst nirgends auf der Welt.
Weltspitze ist auch ein Bauwerk, das winzig kleine Lebewesen im Lauf von Millionen Jahren errichteten: das Great Barrier Reef vor der Nordostküste. Das größte Korallenriff der Erde bietet Lebensraum für über 10.000 Arten. Doch dieses natürliche Bauwerk der Superlative ist bedroht. Eine der Plagen ist der räuberische Dornenkronenseestern, der sich von Korallenpolypen ernährt und periodisch in Schwärmen über Teile des Riffs herfällt. Stirbt das Riff, geht auch ein wichtiger Küstenschutz für Australien verloren. Denn bei Sturm wirkt das Korallenriff wie ein Wellenbrecher, der die zerstörerische Kraft des Pazifiks mildert. mehr …
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